Du findest dich oft in Schnittstellen-Meetings wieder, blickst auf Schaubilder und fragst dich, was es mit den Pfeilen auf sich hat, die wild in alle Richtungen zeigen – manchmal nur in eine, manchmal in beide Richtungen?
Die Verwirrung steigt noch weiter, wenn der Netzwerker aus der IT zu den für ihn wichtigen Fragen rund um Firewall- und Routerfreischaltungen ansetzt.
Denn es gibt zwei grundlegende, unterschiedliche „Richtungen“, die für verschiedene Zwecke von Bedeutung sind. Der Data Architect interessiert sich vor allem für die Richtung des Datenflusses, während der Netzwerker in der Regel die Verbindungsrichtung im Blick hat.
Die Kinoinfo-Hotline-Analogie
Stell dir vor, du möchtest wissen, welche Filme heute Abend im Kino laufen. Zugegeben, ein bisschen altmodisch, aber trotzdem: Du rufst bei einer automatischen Kinoinfo-Hotline an.
Verbindungsrichtung:
Du nimmst dein Telefon und wählst die Nummer der Hotline – du baust also die Verbindung auf. Die Verbindungsrichtung geht von dir (System A) zur Hotline (System B).
Datenflussrichtung:
In diesem Fall fließen die Informationen nur von der Hotline zu dir. Du stellst keine Fragen oder sendest Informationen, sondern hörst einfach die Liste der Filme und Spielzeiten. Die Daten (Filmzeiten) kommen also ausschließlich von der Hotline zu dir, obwohl du die Verbindung initiiert hast.
Ganz ähnlich verhält es sich mit Webservices: Eine Partei (der Client) baut die Verbindung zum Server auf. Doch die Richtung des Datenflusses ist damit nicht festgelegt – dieser kann entweder zum Client oder zum Server fließen.
Für den Netzwerker jedoch ist die Verbindungsrichtung entscheidend.
Um beim Beispiel mit der Kino-Hotline zu bleiben: Damit ein Kunde anrufen kann, braucht das Kino eine separate Telefonnummer.
Angerufen werden ist also mit Aufwand verbunden – die Durchwahl muss bereitgestellt werden, die Telefonanlage muss programmiert werden. Anrufen ist aber einfach – das geht von jedem Telefon.
Genauso ist es bei Webservices. Einen Webservice aufrufen geht von fast überall – aufgerufen werden erfordert Abstimmungen, auch bezüglich der Sicherheit.
Wie zeichnen wir nun also unsere Diagramme?
Hier kommt die Unified Modelling Language (UML) ins Spiel – ein Standard für Diagramme, der auch für Schnittstellenübersichten verwendet wird.
UML-Diagramme: Die visuelle Klarheit für Verbindungs- und Datenflüsse
Um die Verwirrung über Verbindungs- und Datenflüsse in Schnittstellen zu beseitigen, sind UML-Diagramme eine äußerst hilfreiche Methode. Sie ermöglichen es, die Architektur von Systemen und die Interaktionen zwischen ihnen klar und übersichtlich darzustellen. Besonders in komplexen IT-Landschaften, in denen es zahlreiche Verbindungen und Datenströme gibt, sind solche Diagramme unverzichtbar. Im Folgenden werden die wichtigsten UML-Diagrammtypen vorgestellt, die helfen, diese verschiedenen Richtungen visuell zu erfassen.
Datenfluss: Hier werden die Verbindungen zwischen physischen Knoten (z. B. Servern, Datenbanken) dargestellt, zusammen mit den Datenflüssen, die zwischen diesen Knoten ausgetauscht werden. Die Pfeile symbolisieren den Fluss der Daten und helfen dabei, Verbindungsrichtungen und deren Einfluss auf den gesamten Prozess zu verstehen.
Sequence Diagrams (Sequenzdiagramme)
Sequenzdiagramme sind eine der wichtigsten Arten von UML-Diagrammen, um die Interaktion zwischen Systemen oder Komponenten zu visualisieren. Sie zeigen, welche Systeme miteinander kommunizieren und in welcher Reihenfolge die Nachrichten (Daten) ausgetauscht werden.
Verbindungsrichtung: Die Sequenzdiagramme verdeutlichen nicht nur, wer die Kommunikation initiiert (also das Verbindungsaufbauen), sondern auch, wie die Daten in einer zeitlichen Abfolge fließen. Die Pfeile in diesem Diagramm zeigen sowohl den Versand von Nachrichten als auch Rückmeldungen, was die Verbindungsrichtung klar macht.
Datenfluss: Hierbei wird der Fluss von Informationen dargestellt, was besonders dann hilfreich ist, wenn die Daten in beide Richtungen fließen können (z. B. bei bidirektionalen Webservices).
Link zu einem Youtobe Video zu Sequenzdiagrammen
Component Diagrams (Komponentendiagramme)
Komponentendiagramme geben Aufschluss darüber, wie verschiedene Komponenten eines Systems miteinander verbunden sind und welche Abhängigkeiten bestehen. Sie sind ideal, um zu verdeutlichen, wie Daten zwischen verschiedenen Systemkomponenten ausgetauscht werden.
Verbindungsrichtung: Pfeile zwischen den Komponenten zeigen die Richtung der Abhängigkeiten und der Datenflüsse an, sodass es einfach wird, die Verbindungsrichtung nachzuvollziehen.
Datenfluss: Diese Diagramme illustrieren auch, wie und in welche Richtung Daten zwischen den Komponenten fließen – wichtig, um zu verstehen, wie die Systeme miteinander kommunizieren und welche Abhängigkeiten bestehen.
Link zu einem Video zu Komponentendiagrammen
Deployment Diagrams (Bereitstellungsdiagramme)
Deployment-Diagramme sind eine Art von Diagramm, das häufig in der Systemarchitektur verwendet wird, um darzustellen, wie Softwareanwendungen auf verschiedenen Servern oder in verschiedenen Umgebungen bereitgestellt werden. Sie fokussieren sich auf die physische Infrastruktur und die Verteilung der Softwarekomponenten.
Link zu einem Video zu Bereitstellungsdiagrammen (englisch)
ArchiMate für Business-Zusammenhänge:
ArchiMate ist eine Modellierungssprache, die speziell entwickelt wurde, um Unternehmensarchitekturen zu beschreiben. Sie bietet eine Sammlung von Notationen, die es ermöglichen, Geschäftsprozesse, Anwendungen, IT-Infrastruktur und ihre Beziehungen untereinander zu modellieren und darzustellen. ArchiMate legt den Fokus auf die strukturellen und organisatorischen Aspekte eines Unternehmens.
- Business-Zusammenhänge: ArchiMate wird vor allem verwendet, um die Business-Architektur eines Unternehmens zu visualisieren. Das bedeutet, dass man damit darstellen kann, wie Geschäftsprozesse, Geschäftseinheiten, Applikationen und Technologien miteinander verbunden sind und wie sie zusammenarbeiten, um die Unternehmensziele zu erreichen.
- Verwendung im Business-Kontext: Diese Diagramme sind ideal für Business-Analysten, Unternehmensarchitekten und Entscheidungsträger, um die Struktur und die internen Beziehungen des Unternehmens zu verstehen und strategische Entscheidungen zu treffen.
Hier ein Link zu „Archi“, ein Open Source Tool zur Erstellung von ArchiMate Modellen.
Empfohlener Ansatz zur Kombination von UML und ArchiMate
Um die Vorteile von UML Sequence Diagrams und ArchiMate optimal zu nutzen, empfiehlt es sich, die beiden Notationen schrittweise und zielgerichtet zu kombinieren. Beginne damit, die Business-Architektur mithilfe von ArchiMate zu erstellen, um die grundlegenden Geschäftsprozesse, Applikationen und ihre Beziehungen zu visualisieren. Dies stellt sicher, dass alle Stakeholder ein klares Verständnis dafür haben, wie die Geschäftsziele und IT-Systeme miteinander verbunden sind. Nachdem du diese Übersicht geschaffen hast, kannst du mit den UML Sequence Diagrams tiefer in die technischen Details einsteigen. Verwende sie, um die spezifischen Datenflüsse und Interaktionen zwischen den Systemen innerhalb der Geschäftsprozesse zu modellieren, die in ArchiMate definiert wurden. Auf diese Weise kannst du sicherstellen, dass die technische Implementierung nahtlos in die Geschäftsprozesse integriert wird. Dieser iterative Ansatz hilft, Lücken zwischen den technischen und geschäftlichen Perspektiven zu schließen und fördert eine gemeinsame Sprache für alle Beteiligten – von den Entwicklern bis zu den Geschäftsführern.